Aktualitäten-WortKino

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Stahl

09.02.2004

Die Frage der Woche. Wieviel hat mein Netz-Alter-Ego tatsächlich mit mir zu tun?

Draußen vor dem Haus werden gerade die Altglascontainer geleert. Drei Stück an der Zahl. Drei verschiedene Glas-Farben. Interessant finde ich schon immer, daß die Container (man sieht es gut, von hier oben aus dem Baumhaus) im LKW nicht auch in drei "Fächer" geleert werden, sondern alles vermischt wird. Kann man daraus unter Umständen eine Lehre für das Leben ableiten?

Vor einiger Zeit habe ich unbedacht einen großen Fehler gemacht. Ich kaufte mir als leichte Badewannenlektüre mal schnell ein Fantasy-Buch mit dem Titel "Das erste Gesetz der Magie". Erschreckend dann am Ende der 500 Seiten das Erwachen. Es ist nämlich nur das erste Buch aus einer Reihe von mindestens Elf weiteren. Und es ist (leider) so spannend geschrieben, daß das Ende gar kein wirkliches Ende ist, sondern man unbedingt das nächste Buch dazukaufen muß. Was also wird passieren? Werde ich das nächste Jahr nun in der Badewanne verbringen müßen, um alle zu lesen? Werden meine Füße anfangen zu schrumpeln?

Spannend auch immer wieder auf das Neue, über das Wort Hingabe nachzudenken. Inwieweit wird Hingabe gesellschaftlich immer noch als monokausales Verhalten angesehen. Wie ist das KunstStück zu erreichen, daß sich sich zwei Wesen mit gleicher Intensität und gleicher Kraft gegenseitig hingeben. Und können dabei wirklich Sterne explodieren? Interessant übrigens, die Begriffsdefinition des Duden:
Hingabe, die;
1.a) rückhaltloses Sichhingeben für/an jmdn., etw.: bedigungslose H. an die berufliche Arbeit;
b) große innere Beteiligung, hingebungsvoller Eifer; Leidenschaft: mit H.
2. sexuelles Sichhingeben der Frau.

Hört, hört! Der Duden erwähnt im sexuellen Kontext nur die Hingabe der Frau, der Mann taucht gar nicht auf. Und darüberhinaus schweigt sich mein Brockhaus zu diesem Wort völlig aus; diese Feiglinge!

Ich glaube, ich gehe jetzt auf einen Espresso...

12.02.2004

Aktuell wird in diesem Hause folgendes Buch gelesen: "Rot" von Uwe Timm. Bisher sehr spannend. Sehr gut. Sehr intensiv. Details will follow up - or not.

Welche deutsche Stadt, so frage ich mich gerade, hat den eigentlich ein so ganz richtig schönes Kaffeehaus.
So eines, in dem man (wie in Wien) stundenlang sitzen kann, ohne belästigt zu werden. So eines, in dem keine Musik läuft (und wenn, dann nur leise Klassik). So eines, in dem das Personal den Beruf "Kellner" noch ernst nimmt, also wirklich als Beruf sieht, undnicht, wie diese schnöseligen jungen "Eigentlich-bin-ich-Schauspieler-und-was-willste-den-trinken-ey" Typen, die einen nicht beachten und wenn sie mal an Deinem Tisch aufkreuzen, dann mit dem Finger im Essen oder in der Kaffeetasse. So eines, in dem viele gute Zeitungen liegen; und damit meine ich nicht die Bild. So eines, in dem es belegte Brote und leckeren Kuchen gibt. So eines, in dem man lesen kann, schreiben kann, reden kann, schweigen kann, schauen kann, oder auch schlafen kann. So eines, in dem man sich kennt, aber jeder auch gut für sich alleine sitzen kann. So eines, in dem man einfach mal für eine Stunde (oder mehr oder weniger) die Hektik der Stadt aussen vor lassen kann. Hilfreiche Hinweise zu solchen Kaffees bitte an mich. Sonst muß ich wohl deswegen über kurz oder lang nach Wien auswandern. Anererseits, hey, es gibt schlechtere Gründe zum auswandern!

24.02.2004

Mitternacht und ich bin zurück aus fernen Landen. Kontemplative Momente hinter mir und ein paar neue Gedanken mit im Gepäck. Selbige werden irgendwann im Laufe der Woche ihren Weg auf die Seite finden.

"Rot" von Uwe Timm ist nun ausgelesen. Wie schon erwähnt, ein spannendes und sehr schönes Buch, das - man kann es nicht anders sagen - wirklich hervorragend geschrieben ist. Lesen! Wobei ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte. Mir scheint es manchmal, daß Geschichten immer ein klar definiertes Ende haben müßen (dieser hätte ein offenes Ende besser zu Gesicht gestanden) und sich die wenigsten Autoren das trauen, was ein Murakami immer wieder brilliant schafft. Das Ende zwar als Ende stehen zu lassen, ihm aber Raum für mehr und auch für eigene Gedanken zu geben. Was bedeutet das nun? Das bedeutet, daß ich bei aller stilistischen Begeisterung für Rot doch wieder sehnsüchtig auf einen neuen Murakami warte. Zack.

Lou Reed singt gerade mal wieder vom Walk on the wild side und ich habe den Song ganz schnell auf Dauer-Repeat gestellt... Schnell noch eine Zigarette anzünden, sie in den Mundwinkel schieben und sich so herrlich alt fühlen. Zum Glück kenne ich davon keine Cover-Version und gäbe es eine, ich wäre der erste, der dagegen klagen würde! Auch gegen die ganze Faschingsmusik müßte man klagen. Allein der Richter wäre aber wahrscheinlich eine der Millionen Fliegen, die nicht irren können. Also lieber den irrsingen Dingen ihren Lauf lassen, den Computer runterfahren, die warme Jacke um die Schultern werfen und noch ein wenig in die Nacht entschwinden. Den Schnee unter den Schuhen sanft knirschen hören, die Ruhe der fallenden Flocken genießen und im Kopf den Nachhall von Lou Reeds Gesang fühlen. Was will man in so einer Nacht eigentlich mehr?!

Hey Sugar, take a walk on the wild side, Said hey honey, take a walk on the wild side

29.02.2004

Ahja... So fühlt sich das an, wenn die Sonne sich an einem kalten Tag den Weg auf meinen Schreibtisch sucht. Schön schön. Von den versprochen WortGedanken findet heute vorab erst einmal nur einer den Weg auf die Seite; die anderen brauchen noch Zeit zum reifen.

Ich rauche zuviel. Und habe noch immer niemanden, der mir endlich mal gutes Seiten-Design näher bringt. Also rauche ich noch mehr, so vor dem Rechner sitzend und verzweifelnd. Viel besser, wenn ich also rausgehe, durch die Wälder streife, oder die große Stadt, und ganz vergesse, daß es Zigaretten gibt.

Und das mache ich jetzt auch...





















"Zeus, der uns führt auf dem Weg zum Verstehen.
Zeus, der bestimmt hat, daß Weisheit aus Leid erwächst".
(Agamemnon)

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