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Leben


11.07.2004

Neue Worte hier sind zur Zeit spärlich gesät, ich weiß es ja selber. Viel zu tun in diesem heißen Sommer, viele lange arbeitsintensive Tage, die ich absolviere. Das Leben als solches und diese Seite im speziellen wollen ja finanziert werden. Und auch die StraßenKaffeeHausBesuche, die wenigen, an denen sich neue Worte inspirativ entwickeln, müßen auch bezahlt werden. Also nicht verzagen, es wird nicht ewig so weitergehen mit der WortEbbe. Und neue BauchGedanken werden bald ihren Weg hier auf die Seite finden.

Einige werden sich vielleicht erinnern. Neulich ging die Fußball EM zu Ende. Dieses Spiel, bei dem der Ball rund ist, 22 Kerle sich auf einem Platz um besagten Ball streiten, im Stadion 50.000 (in Worten: fünfzigtausend Menschen) rumgröhlen und über das ich im Ansatz schon mal im letzten Monat schrieb. Bei mir ist es ja so, daß ich im Grundsatz zwar kein großer Fußballfan bin, mir aber gerne das eine oder andere schöne Spiel anschaue. Aber am liebsten habe ich bei Fußballspielen immer die Kamerabilder von den Fans im Stadion. Kaum eine Chance, bei der der Mensch an sich so urtümlich gezeigt wird und bei der auch der Unterschied zwischen Mann und Frau so offensichtlich wird, wie hier. Und das spannende daran ist ja, daß die Zuschauer auf der Stadion-Großbildleinwand immer sehen können, wenn sie gerade gefilmt werden.

Nun gibt es verschiedene Reaktionen von Männern. Die einen stoßen ihre Platznachbarn an und alle fangen an wild zu winken. Weitere hüpfen wie die blöden auf und ab. Andere fangen an hektisch mit dem Handy die Frau zu Hause anzurufen, weil sie in dem Irrglauben sind, daß sie nun das ganze Spiel über zu sehen sind. Die Nächsten fangen wie irre an zu schreien oder zu tanzen. Wieder andere heben ihre T-Shirts und zeigen ihre schönen wippenden Bierbäuche. Oder sie wedeln debil mit diversen Landesfahnen. Die Liste ließe sich - wie wir alle wissen - endlos fortsetzen. Aber kaum eine männliche Reaktion hat den Charme und die Liebenswürdigkeit, die ich neulich bei einer Frau während dieser Fußballmeisterschaft erlebt habe. Und ich rede jetzt nicht von einer betrunkenen britischen Hooligan-Dame, die ihre Bluse hebt, um allen zu zeigen, was wir alle sowieso kennen; Brüste. Also, wie langweilig kann man sein?! Nein, mein Erlebnis war quasi eine Offenbarung, ein tiefer und sinnlicher Blick in die Abgründe der weiblichen Seele. Es gab also diese besagte Frau, die von der Kamera in Großaufnahme eingefangen wurde. Und sie sah sich selber auf der Großbildleinwand. Aber anstatt zu winken oder sonstige fußballtypischen Reaktionen zu zeigen, entstand ein fast himmlischer Glücksmoment für mich. Mit allergrößter Ruhe nutzte sie nämlich die Großbildleinwand als "Spiegel", um sich in Ruhe ihre windzerwehten Haare zu richten. Und das schönste daran war, der Bildregisseur ließ sie gewähren. Und zwar tatsächlich so lange, bis sie zufrieden war und ihr Haar wieder saß. Erst danach durfte der Fernsehzuschauer das Spiel weiter verfolgen.

Was soll uns das nun sagen, frage ich Euch? Was sagt es über die Frau? Was sagt es über den Bildregisseur. Was sagt es über Fußballfans? Was sagt es über den Fußball an sich? Und was sagt es über mich, daß ich dies für den spannendsten Moment der ganzen EM halte?!

















"Leben ist, was passiert, während Du dabei bist, eifrig Pläne zu machen"
(John Lennon)

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