Aktualitäten-WortKino

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Nass und grau


01.10.2004

Als der Autor an diesem Morgen mit einem Schal um den Hals und seinem pelzigen Freund an seiner Seite nahe am großen Fluß spazieren ging, genoß er den leichten Frühnebel, die milde und doch feuchte MorgenLuft, die man geradezu schmecken konnte und diese angenehm ruhige frühherbstliche Stimmung. Es schien ihm, als ob endlich das hektisch geschäftige Treiben des Sommers ein Ende gefunden hatte, diese Art von Treiben, in der scheinbar alle Menschen ruhelos unter einem immensen Erlebnisdruck stehen, und nun exakt an diesem Morgen die Zeit der Ruhe und Gelassenheit begann. Wie schön...



02.10.2004

Fiktive Worte an eine fiktive Geliebte.

Geliebte! Ich habe mir eine Briefwaage gekauft. Eine digitale. Von 0-2000 Gramm. An sieben Tagen in der Woche kann sie wiegen, wenn man will, und das so lange, wie die Batterien halten. Ich könnte Dir jetzt täglich viele Briefe schreiben und wüßte immer, wie hoch das Porto sein müßte. Das wäre besonders wichtig, wenn ich den Briefen noch etwas für Dich beilegen wollte. Mein Herz zum Beispiel. So ein Herz wiegt ja zwischen 0,4 % und 0,5 % des Körpergewichtes, und da ist dann eine Waage wirklich recht nützlich. Wobei sich die Frage stellt, ob ich Dir mein Herz mit Inhalt schicken würde. Das wären nochmal so zwischen 250 ml und 400 ml vom LebensRot. Nur wieviel wiegt die Liebe? Gibt es dafür eine Extra-Waage? Und würde sie beigelegt das Porto auch noch mal erhöhen? Oder bekommt man auf der Post Rabatt, wenn es um die Liebe geht? Ich muß mal nachfragen. Gleich am Montag. Am Himmel türmen sich gerade wild tanzende Wolkenberge auf und ich vermisse Dich. Wieviel wiegt eigentlich Sehnsucht in Kilogramm?



08.10.2004

Ich habe. Immer. Noch Schnupfen. Viel. Zu lange. Schon.

Die Briefwaage steht übrigens noch unbenutzt da. Vielleicht sollte ich sie ab und an meine Vitamintabletten wiegen lassen, damit sie überhaupt etwas zu tun hat. Oder ein paar Ledermanschetten oder Handschellen gar. Nur damit ihr nicht langweilig wird. Wobei, kann einer Briefwaage überhaupt langweilig werden? Was denkt so eine Briefwaage, wenn sie den ganzen Tag rumsteht. Und würde sie merken, was man sie wiegen läßt. Und wäre sie vielleicht eingeschnappt, wenn man sie etwas anderes wiegen ließe als Briefe, oder liebte sie gar die Abwechslung. Fragen über Fragen an einem sonnigen Herbsttag. Wer soll die alle beantworten?

Apropos Herbsttag. Das Laub raschelt schon wieder so schön unter den Füßen. Ich liebe es... Aber dazu in Bälde mehr. Vielleicht.



17.10.2004

Auf einem meiner gelegentlichen neugierigen Ausritte durch die Welt der angelächsischen Literatur, entdeckte ich einen mir bis dato unbekannten Autoren. Beziehungsweise ihn und einige seiner Worte. Stephen Crane, 1871 geboren und 1900 früh gestorben. Und hätte ich ihn früher schon gelesen, ich hätte wahrscheinlich all meine Stifte weggeworfen; in die unererreichbaren Untiefen des Marianengrabens. Auf daß ich nie wieder in die unverschämte Versuchung kommen würde, auch nur eine einzige unzulängliche Zeile zu schreiben. Denn kennen Sie das, werte Leser, daß merkwürdige Worte Sie emotional unerhört tief anspringen und Sie sich sagen "Oh mein Gott, warum kann ich so etwas nicht?! Woher hat der - verdammt nochmal - diese Worte? Warum habe ich sie nicht?" Na gut, nicht alles, was ich von ihm gelesen habe, hat mir letztendlich gefallen, aber allein diese 2 Poeme (da unten) haben mich - ich gebe es zu - unumwunden begeistert, gefesselt, erstarren lassen, berührt, bewegt und meine Seele vibrierend erschauern lassen. Aber bevor ich nun weiter schwelge, wissen Sie was, lesen Sie lieber selber und genießen Sie. (Für die nicht angelsächsisch Versierten unter Ihnen, liefere ich Ihnen (m)eine freie deutsche Übersetzung gratis dazu.)

I

In the desert
I saw a creature, naked, bestial,
who, squatting upon the ground,
held his heart in his hands,
and ate of it.
I said, "Is it good, friend?"
"It is bitter -- bitter," he answered;
"But I like it
because it is bitter,
and because it is my heart."


Freie Übersetzung

In der Wüste
sah ich ein Geschöpf, nackt, entmenscht,
das, am Boden kauernd,
sein Herz in den Händen hielt,
und davon aß.
Ich sagte: "Ist es gut, Freund?"
"Es ist bitter -- bitter", antwortete es;
"Doch ich mag es,
weil es bitter ist
und weil es mein Herz ist."


II

Many red devils ran from my heart
and out upon the page.
They were so tiny
the pen could mash them.
And many struggled in the ink.
It was strange
to write in this red muck
of things from my heart.


Freie Übersetzung

Viele rote Teufel troffen aus meinem Herzen
und über das Blatt.
Sie waren so winzig,
daß der Füller sie zerquetschen konnte.
Und viele kämpften in der Tinte.
Es war seltsam,
in diesem roten Dreck
von Dingen aus meinem Herzen
zu schreiben.



25.10.2004

Ich wäre ja so gerne: "Caught in the web of words" und schreiberisch bis zum umfallen. Ich bin aber: "Caught in the web of work" und arbeitig bis zum umfallen. Und während das erste eben noch schön (naja, so irgendwie) lyrisch klingt, klingt das zweitere nicht nur anstrengend, sondern ist es auch und zeitintensiv dazu. Ehrlich. Daher bitte ich die klugen und schönen LeserInnen dieser Seite hier, Nachsicht mit mir zu üben. Und sich noch zu gedulden, mit dem Wunsch nach neuen BauchGedanken. Außerdem ist es doch so, je später der Herbst und seine kühlen Nächte, desto besser ist doch die Zeit zum lesen wilder Worte. Alternativ könnten Sie mir aber auch jeden Monat (also jeder einzelne von Ihnen) sagen wir mal 15 Euro überweisen und in der GesamtSumme müßte ich dann hoffentlich nicht mehr arbeiten. Ob ich aber wirklich fleißig schreiben würde, wüßte ich jetzt noch nicht, aber gut fände ich es allemal, das mit dem vielen Geld. Also geben Sie Ihrem charmanten Herzen einen Stoß und erfragen sich sofort meine Kontonummer. Herzlichen Dank.

















"Leben ist, was passiert, während Du dabei bist, eifrig Pläne zu machen"
(John Lennon)

Marold Steinberg Mail





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